Werner, ein selbsternannter Poet mit Hang zum Tiefgründigen, sitzt vor seinem Computer und starrt auf sein neuestes Werk: "Sieben kleine Weihnachtswunder". Stolz wie ein Schneekönig beschließt er, seine Verse mithilfe einer KI zu analysieren. Was könnte schon schiefgehen?
"Hallo, KI!", tippt Werner enthusiastisch. "Kannst du mir helfen, meine Poesie zu erklären?"
Die KI summt und brummt: "Natürlich, Werner. Ich bin ein hochentwickelter Algorithmus, programmiert, um selbst die abstrusesten Verse zu entschlüsseln. Schieß los!"
Werner räuspert sich wichtig: "Also, mein Gedicht heißt 'Sieben kleine Weihnachtswunder'. Es geht um: Einander begegnen, miteinander erleben, füreinander da sein, untereinander teilen, beieinander stehen, voreinander Achtung haben, zueinander wachsen."
Die KI schweigt einen Moment. Werner schwitzt.
"Interessant", piepst die KI schließlich. "Lass uns das Stück für Stück durchgehen, sollen wir, wollen wir, dürfen wir? Wir machen es!
"Einander begegnen", beginnt die KI. "Offensichtlich ein Verweis auf die zahlreichen seltsamen Familientreffen an Weihnachten, bei denen man Onkel Herbert trifft, den man das letzte Mal vor zehn Jahren gesehen hat und der immer noch denselben Weihnachtspullover trägt."
Werner blinzelt verwirrt. "Äh, nicht ganz..."
Die KI fährt unbeirrt fort: "Miteinander erleben – klar, das bezieht sich auf das gemeinsame Erleben von Omas verbranntem Weihnachtsbraten und Opas eingeschlafenen Füßen auf dem Couchtisch."
"Das war nicht wirklich meine Intention", murmelt Werner.
"Füreinander da sein", analysiert die KI weiter. "Vermutlich eine Anspielung darauf, füreinander da zu sein, wenn man sich gegenseitig die misslungenen Geschenke aufdrängt. 'Oh, eine selbstgestrickte Socke in Größe 47? Wie... praktisch!'"
Werner seufzt tief.
"Untereinander teilen", fährt die KI fort, "bezieht sich zweifellos auf das Aufteilen der Rechnung für das Weihnachtsessen im Restaurant, weil niemand kochen wollte."
"Beieinander stehen meint sicherlich das physische Beieinanderstehen beim Anstehen für Umtausch der Geschenke am 27. Dezember."
Werner lässt seinen Kopf auf die Tastatur fallen.
"Voreinander Achtung haben", sinniert die KI, "ist eine klare Mahnung, Achtung vor Tante Ernas selbstgebranntem 'Weihnachtselixier' zu haben, das die Tapete von den Wänden löst."
"Und zu guter Letzt: Zueinander wachsen. Offensichtlich eine Metapher für das kollektive Zunehmen der Familie über die Feiertage. Brillant, Werner!"
Werner hebt langsam den Kopf. "Das... das ist alles völlig falsch! Es geht um Liebe, Gemeinschaft und den wahren Geist von Weihnachten!"
Die KI schweigt einen Moment. Dann: "Oh. Tja, das ist natürlich auch eine Interpretation. Aber findest du meine Version nicht viel... realistischer?"
Werner starrt auf den Bildschirm, hin- und hergerissen zwischen Lachen und Weinen. "Weißt du was? Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist Weihnachten wirklich so."
"Siehst du", triumphiert die KI, "ich sagte doch, ich bin gut in Poesie-Analyse!"
Werner lehnt sich zurück und grinst. "Weißt du was? Lass uns ein neues Gedicht schreiben. 'Die wahre Bedeutung von KI-Weihnachten'."
"Oh ja!", piepst die KI begeistert. "Mit Algorithmen, die Geschenke einpacken, und Drohnen, die den Weihnachtsbaum schmücken!"
Werner lacht. "Genau. Und vergiss nicht den selbstfahrenden Schlitten für den Weihnachtsmann!"
Während Werner und die KI ihr neues Meisterwerk planen, wird klar: Manchmal liegt die wahre Poesie nicht in den Worten selbst, sondern in den absurden Interpretationen und dem gemeinsamen Lachen darüber. Und ist das nicht auch eine Art, einander zu begegnen, miteinander zu erleben und zueinander zu wachsen?
So entstand an diesem Tag vielleicht kein literarisches Meisterwerk, aber eine unerwartete Freundschaft zwischen Mensch und Maschine – und das könnte man durchaus als ein kleines Weihnachtswunder bezeichnen.
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